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Röm. kath. Kirchgemeinde Wangen bei Olten

Geschichte


Inhalt


Wangen kommt als Dorf- und Stadtname oder in zusammengesetzter Form im deutschen Sprachgebiet recht häufig vor. Es gibt in der Schweiz, in Deutschland, im Elsass und im Südtirol verschiedene Gemeinden mit dem Namen Wangen. Unser Wangen ist bevölkerungsmässig mit rund 4’000 Einwohnern die grösste Ortschaft in der Schweiz, während die Kreisstadt Wangen im Allgäu mit zirka 20'000 Einwohnern das weitaus grösste Gemeinwesen dieses Namens ist. Zur Unterscheidung von Ortschaften gleichen Namens nennt sich unser Dorf Wangen bei Olten. Der Bürgerschreiber und Chronist August Pfefferli gab seiner Dorfchronik den Namen Wangen im Buchsgau. Heute ist diese Bezeichnung nicht mehr üblich. „Wang“ erscheint in allen germanischen Sprachen mit der Bedeutung „Aue, ansteigendes Feld, Wiese, grasiges Gefilde ohne Anbau durch Menschenhand“.


Wie alle Dörfer des Berggäus ist auch unser Wangen seiner bevorzugten Südhang-Wohnlage wegen seit Jahrtausenden bewohnt. Ab der Jungsteinzeit gibt es eine ununterbrochene Kette von Funden verschiedenster Völker. Die Zeit der Völkerwanderung brachte auch für unsere Gegend einen grossen Wendepunkt in der Geschichte. Die Einwanderung der Burgunder, eines ursprünglich in Skandinavien beheimateten Volkes, an den Genfersee ist mit dem Jahre 443 genau zu datieren, während der Zeitpunkt der Landnahme durch die Alemannen, die damals im süddeutschen Raum und Elsass ansässig waren, nicht genau bekannt ist. Die alemannischen Bauernkrieger lieferten den kriegsgeübten Legionen an der Rheingrenze und im Aaretal immer wieder harte Kämpfe. Am Ende des fünften Jahrhunderts, zwischen 480 und 500, war für die Alemannen die Besitznahme weiter Teile des schweizerischen Mittellandes gegeben. Die endgültige Besiedlung dieser Landstriche dürfte mehrere Jahrzehnte gedauert haben. Ein Grossteil der heutigen Deutschschweizer sind Nachkommen jener Alemannen, die sich in Sippen und Hundertschaften in unserer Gegend ansiedelten und eine neue Kultur brachten.


Zwischen den sich nach Osten ausdehnenden Burgundern und den ebenfalls neues Land suchenden Alemannen kam es im Jahr 610 zu einer grossen Schlacht. In der Chronik des sogenannten Fredegar lautet die entsprechende Stelle: „Uterque falange Wangas iungunt ad prelium“, also etwa: „Die beiden Schlachtreihen traten bei Wangen zum Kampfe an“. Die Geschichtsforscher sind sich nicht einig, ob es sich um unser Wangen oder um Niederwangen bei Bern handelte. Für unser Wangen spricht der Umstand, dass es an der grossen Römerstrasse Aventicum-Vindonissa lag. Bei Oensingen stiess man vor Jahren auf ein burgundisches und in Oberbuchsiten auf ein alemannisches Gräberfeld, wobei es sich um die in der erwähnten Schlacht gefallenen Krieger handeln könnte. Jedenfalls wurde dem Vordringen der Burgunder Einhalt geboten, sie mussten sich auf den oberen Kantonsteil um Solothurn beschränken.


Es hatte längere Zeit gedauert, bis sich die Alemannen mit den im Land befindlichen Keltoromanen anfreundeten. Denn die Eroberer kamen als Herren in unsere Gegend und hielten an ihrer Sprache, ihrem Brauchtum und ihren germanischen Göttern fest. Dadurch wurde die bereits in keltoromanischer Zeit einsetzende Christianisierung verlangsamt. Die Träger des christlichen Glaubens waren vorab Franken, später kamen Mönche aus Irland als Missionare. Gegen Ende des 7. Jahrhunderts drang das Christentum siegreich durch, da der grösste Teil der heutigen Schweiz unter fränkische Herrschaft kam und der christliche Glaube durch Kaiser Karl den Grossen sehr gefördert wurde. Unter diesem wurde Helvetien in grosse Gaue eingeteilt, Wangen gehörte zum Buchsgau.


Gallus wurde ums Jahr 551 in Irland geboren. Sein irischer Name war Callech, aus dem Gallo und schliesslich die latinisierte Form Gallus wurde. Unter Abt Columban wurde er in einem Kloster streng erzogen. Columban zog mit zwölf Begleitern, darunter auch Gallus, ins Land der Franken, wo verschiedene Klöster gegründet wurden (u.a. das berühmte Vogesenkloster Luxeuil). Da die Mönche beim Königshaus in Ungnade gefallen waren, wandten sie sich rheinaufwärts nach Alemannien. Die Legende berichtet, dass Columban und seine Begleiter auch durch unsere Gegend gezogen seien. In seinem missionarischen Eifer zerstörte der heilige Gallus in Tuggen am obern Zürichsee Götzenbilder, worauf die Mönche an den Bodensee flüchteten. Im Jahre 613 baute Gallus an der Steinach eine Zelle und lebte als Einsiedler. Er verzichtete auf die Würde eines Abtes in Luxeuil und auch auf das Bischofsamt in Konstanz. Aus der einfachen Zelle ging später das mächtige Kloster St. Gallen hervor. Hochbetagt starb der hl. Gallus in seinem 95. Altersjahr. Viele Patrozinien zeugen von seiner Beliebtheit; im Kanton Solothurn sind es Aetingen im Bucheggberg, Hochwald und unser Wangen. Sein Todestag, der 16. Oktober, ist ohne Unterbruch ein grosser Gedenktag geblieben.


Bischof Heinrich von Basel bestätigte im Jahre 1226 in einer besiegelten Urkunde die Landschenkungen, die das Kloster Schöntal bei Langenbruck seit seiner Gründung im Jahre 1145 erhalten hatte. Darunter befanden sich auch sieben Schupposen in Wangen im Buchsgau (1 Schuppose = zirka 10 Jucharten). Diese Urkunde befindet sich im Staatsarchiv Basel. In unserem Dorfe verfügten damals auch das Kloster St. Urban und die Stiftskirche Zofingen über namhaften Grundbesitz. Im Jahre 1976 durfte Wangen, gestützt auf die erwähnte Urkunde, das 750-Jahr-Jubiläum in einem glanzvollen Dorffest feiern.


Aus der päpstlichen Kollektorenliste geht hervor, dass Wangen im Buchsgau bereits im Jahre 1302 eine kleine Kirche besass; nicht nachweisbar ist, wie alt dieses Gotteshaus war. Ein Stein, den man 1878 nach dem Brand des strohgedeckten Hauses No. 64 in der Ey vorfand, trug die Jahrzahl 1110 und war mit religiösen Bildnissen verziert. Dieser Fund wie auch das Patrozinium des hl. Gallus dürfte Zeugnis sein für das Bestehen einer Pfarrgemeinschaft mit Kirche und Seelsorger im 12. Jahrhundert. Im Jahre 1404 erhielt unsere Pfarrei vom Kloster St. Gallen eine Reliquie als Andenken an St. Gallus und 1473 eine solche beim Auffinden der Thebäer-Reliquien St. Urs und Viktor in der St.-Peters-Kapelle in Solothurn.


Nach einer Aufzeichnung von P. Alexander Schmid Ord. Cap. sind aus den Jahren 1428 bis 1790 alle Pfarrer und Pfarrverweser bekannt. Erster urkundlich genannter Kirchherr war Peter Stangli, der von 1428 bis 1464, also während vollen 36 Jahren, amtete. Bis heute blieb es die längste Amtszeit eines Pfarrers in Wangen. Die religiösen Wirren erfassten im Jahr 1525 auch die solothurnische Landschaft. In Wangen gab es in jenen unsteten Jahren oftmals Wechsel bei den Pfarrern. Vom Februar 1531 bis zur Entlassung am 5. Dezember 1553 amtete der Prädikant Ambrosius Zehnder als reformierter Pfarrer. Doch die Wangner erklärten, sie wollten bei der Messe und den Bildern bleiben. In diesen wechselvollen Jahren verarmte unsere Pfarrei; es wurde vom Kleinen Rat in Solothurn angeordnet, dass Wangen in Hägendorf kirchgenössig sei. Wangen wurde deshalb von 1544 bis 1610, also während 66 Jahren, vom jeweiligen Pfarrer von Hägendorf betreut.


Da das Kirchenvermögen von Wangen und Hägendorfp4 alte St Gallus Kirche gesondert verwaltet wurde, erstarkte unsere Pfarrei in der Zwischenzeit, so dass Wangen im Jahre 1610 wieder in den Rang einer selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Am 4. August 1610 wählte der Kleine Rat zu Solothurn Lorenz Lochmann, Bürger von Stüsslingen, zum neuen Pfarrer von Wangen. Er starb bereits am 4. November 1611 an der Pest. Auch sein Nachfolger, Stephan Suter, wurde im Januar 1613 von dieser heimtückischen Krankheit hinweggerafft. Im neu gewählten Pfarrer Felix Müller, von Muri, der die Seelsorge 1613 übernahm und 1636 starb, erhielt Wangen einen initiativen Kilchherrn. Es war sein Verdienst, die Obrigkeit zu Solothurn zum Bau eines neuen Gotteshauses zu überzeugen. Doch vergingen noch zehn Jahre, bis mit dem Neubau begonnen wurde; Standort war der heutige Friedhof. Die beiden Grabplatten von den Priestern Ulrich Friedrich Josef Bieler und Joseph Ludwig Meier, die sich auf dem Friedhof befinden, markieren ziemlich genau jene Stelle, an der sich früher der Chor der alten Kirche befand. Das Eingangsportal der Kirche trug die Jahrzahl 1625. Das Gotteshaus mit seinem Hauptaltar und den beiden Nebenaltären wurde am 13. Oktober 1628 von Weihbischof Johann Bernhard ab Angeloch eingeweiht. Der Käsbissenturm wurde erst 1645 erstellt. Die alte Kirche diente unserer Pfarrei bis zum Jahre 1909, als unsere heutige Kirche eingeweiht wurde.


Die Bild 37Pfarrkirche St. Gallus prägt als weithin sichtbare Dominap9 St Gallus Kirchente das Dorfbild von Wangen. Sie ist ein Werk des bekannten Kirchenarchitekten Augustin Hardegger von St. Gallen, der mit dem Bau 1907 begann und 1908 auch die St.-Martins-Kirche von Olten erstellte. Schon gegen Ende des 1900. Jahrhunderts dachte man an eine Erweiterung der alten Kirche, denn 1880 zählte man 916 Katholiken in unserem Dorf. Damals war die Einwohnergemeinde auch für die Obliegenheiten der Pfarrei zuständig. Erst am 11. Dezember 1892 wurde die Kirchgemeinde selbständig, und am 25. Juni 1893 wurde die Abtretung der Pfarreigebäulichkeiten an die röm.-kath. Kirchgemeinde beschlossen. Die Erweiterung der alten Kirche wurde durch die unruhigen Zeiten des Kulturkampfes verhindert. Als jedoch im Jahre 1888 mit Jakob Rudolf von Rohr, 1843, Bürger von Kestenholz, ein neuer Pfarrer nach Wangen gewählt wurde, war dieser fest entschlossen, anstelle der baufälligen Kirche einen Neubau erstellen zu lassen. Der denkwürdige Beschluss fiel an der Kirchgemeindeversammlung vom 9. Mai 1897. Am 27. Oktober 1901 trat die Kirchgemeindeversammlung die einbezahlten Beträge dem neu gegründeten Kultusverein ab, der somit Bauherr und Eigentümer wurde. Das Gelände für den Neubau befand sich etwas oberhalb der alten Kirche und wurde am 12. Oktober 1906 wie folgt erworben; 14,77 a von Emil Husi, Maurermeister (s’Chlare-Martis-Emil); 10,20 a von Theophil Frey, Posthalter (s’Chaser-Hanse-Theophil), also 24,97 a Gesamtfläche. Der Kaufpreis betrug Fr. 11'217.80 oder zirka Fr. 4.50 pro m2. Nach rund zweijähriger Bauzeit konnte der Neubau, der auf rund Fr. 200'000.—zu stehen kam, vom Bischof von Basel und Lugano, Jakobus Stammler, am 23. Mai 1909 feierlich eingeweiht werden.

Unsere Kirche ist ein neuromanisches, dreischiffiges Gotteshaus. Im Innern tragen zehn quadratische Säulen ein solides Gewölbe und zwei weitere Säulen die Sängerempore. Die neue Kirche bot rund 600 Personen Platz. Nach der Einweihung der Kirche blieb ein Wermutstropfen zurück. Am 25. März 1909 beschwerte sich eine kleine Zahl von Kirchgenossen bei der Regierung in Solothurn gegen den Abbruch der alten Kirche. Pfarrer Jakob von Rohr, des Haders um die alte Kirche müde, resignierte und starb am 10. Oktober 1912 in Deitingen, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand.
Sein Nachfolger war Joseph Eggenschwiler, 1880 Bürger von Laupersdorf. Er wurde am 20. Oktober 1912 installiert, amtete bis Mai 1946 als Pfarrer von Wangen und starb 1954 als Ehrendomherr von Solothurn. Seine Ruhestätte befindet sich bei den Priestergräbern unserer Kirche. Mit diplomatischem Geschick schlichtete Pfarrer Eggenschwiler den unrühmlichen Kirchenstreit, so dass die verlotterte alte Kirche 1918 abgebrochen werden konnte. Seiner Initiative war u.a. folgende Verbesserung an unserer Kirche zu verdanken:
- Umfriedung der Kirche,
- Umfassung und Ausgestaltung des Friedhofes,
- Installation der Kirchenheizung,
- Installation der Turmuhr und spätere elektrische Läutanlage,
- Prächtige Holzdecke, die aus dem Legat der Geschwister Simon und Agnes Studer angeschafft wurde.


Am 20. Oktober 1946 wurde Albert Kamber, 1912, Bürger von Metzerlen, zum neuen Pfarrer installiert. Während seiner segensreichen Tätigkeit bis zum Gallentag 1980 fanden drei wichtige Ereignisse statt:

a) Am Feste der Hl. Dreifaltigkeit, dem 24. Mai 1959, konnte unsere Pfarrkirche das goldene Jubiläum mit der Weihe einer neuen, grossen Glocke feiern. Beim Bau des heutigen Gotteshauses behielt man aus der alten Kirche nur die kleine Glocke vom Jahre 1868. Die vier anderen Glocken wurden umgegossen, so dass ein fünfstimmiges Geläute entstand. Die Glockenweihe fand am 8. November 1908 statt. Zur vollen Harmonie fehlte lediglich eine grosse Glocke in „b“. Sie wurde vom Ehepaar Hugo und Melanie Frey-Forster im Jahre 1959 gestiftet und von der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau gegossen. Die Weihe dieser grossen Glocke wurde vom Bischof von Basel und Lugano, Dr. Franziskus von Streng, feierlich vorgenommen. Heute sind wir glücklich, seit 1959 über ein prächtiges, sechsstimmiges Geläute zu verfügen, das unserem ganzen Dorf zur Ehre gereicht.

Bild 53b) Ein Entscheid von historischer Tragweite wurde an der Kirchgemeindeversammlung vom 1. September 1969 gefällt. Laut Schenkungsvertrag mit dem Kultusverein ging die St.-Gallus-Kirche in das Eigentum der röm.-kath. Kirchgemeinde über. Im weitern wurde auch der Asphof im Halte von zirka 24 Jucharten der Kirchgemeinde übergeben. Dieser Hof wurde 1936 dem Kultusverein Wangen von den Geschwistern Simon und Agnes Studer als Legat vermacht.

c) Am 21. November 1975 fand eine wichtige Kirchgemeindeversammlung statt, an der die Renovation unserer Pfarrkirche mit einem Kostenaufwand von über 2,5 Millionen Franken beschlossen wurde. Die vielen Jahre waren an der Kirche nicht spurlos vorbeigegangen. Auch das Gottesdienstverständnis hatte sich durch das Zweite Vatikanische Konzil wesentlich geändert. Als Architekt wurde der für Kirchenrestaurierungen spezialisierte Joseph Wey, Sursee, bestimmt; örtlicher Bauleiter wurde Heribert Ledl, Architekt, Wangen. Die vollständige Neugestaltung der Umgebung wurde William Steinmann, dipl. Arch. ETH, Wangen/Wettingen, anvertraut. Die künstlerische Ausstattung übertrug man Paul Wyss, Olten/Kappel. Die wichtigsten Neuerungen an der Kirche waren folgende:

- Neugestaltung des Mittelschiffes ohne Mittelgang, Entfernung des Hauptaltars und der Kanzel sowie Errichtung eines freistehenden Zelebrationsaltars,
- Anbringen von Holzdecken auch in den Seitenschiffen,
- neue Sakristei als Anbau gegen Süden,
- die bestehende Sakristei wurde zur Totenhalle umgebaut,
- Anbau einer Werktagskapelle auf der Nordseite,
- die Turmvorbauten auf der Westeseite wurden beseitigt und durch eine Vorhalle ersetzt.


Bild 55Bild 54Durch die Neukonzeption gingen 125 Plätze verloren, während die neue Werktagskapelle 115 Plätze erhielt. Von der alten Kirche wurden die beiden wertvollen Seitenaltäre übernommen, restauriert und auf der Rückseite der Kirche wieder aufgestellt. Ebenso wurde die aus dem 17. Jahrhundert stammende prächtige Muttergottesstatue restauriert und an einer Säule im Mittelschiff platziert. Schliesslich wurde vom Kunsthistorischen Museum Olten der alte Taufstein zurückgegeben, restauriert und als Weihwasserbecken unter der Sänger-Empore aufgestellt.

Das sogenannte „Gallengrab“ wurde auf der linken Vorderseite der Kirche neu errichtet und mit einer Statue des Kirchenpatrons versehen. An den Wallfahrtsgottesdiensten, den sogenannten Meye- Frytige“, wird es noch immer rege besucht.

Am 13. November 1976 wurde das renovierte Turmkreuz mit der vergoldeten Kugel von Pfarrer Kamber gesegnet und von Handwerkern auf den Turm gesetzt. Unser Turmkreuz ist ein vornehmes Kreuz, das mit zwei Querbalken versehen ist. In unsern Gegenden wird es Lothringerkreuz genannt, weil die Herzöge von Lothringen dasselbe in ihr Wappen aufnahmen, als Erinnerung an Gottfried von Bouillon, den Eroberer von Jerusalem (1099).


Nach einer effektiven Bauzeit vom April 1976 bis Oktober 1977 durfte das gelungene Werk abgeschlossen werden. Mit einem feierlichen Gottesdienst konnte am 16. Oktober 1977, am Fest unseres Schutzpatrons, des hl. Gallus, die Segnung der Kirche und Weihe des Altars durch Domherrn Edmund Meier vorgenommen werden.

Die Galluskirche ist erneut zu einem Wahrzeichen unseres Dorfes geworden. Mit ihrem imposanten Turm, dem stattlichen Pfarrhaus im Pisoni-Stil aus dem Jahre 1817 und dem Friedhof dazwischen ist Wangen ein intakter Dorfkern erhalten geblieben, um den uns mach anderes Dorf beneidet.


Bild 40Von den Ausstattungsstücken der abgebrochenen Kirche ist nur wenig erhalten geblieben. Bei der umfassenden Renovation unseres heutigen Gotteshauses wurden die uns verbliebenen Zeugen einer alten Zeit restauriert. Es sind dies:

- Der barocke Taufstein aus dem 17. Jahrhundert, der uns vom Historischen Museum Olten zurückgegeben wurde und heute als Weihwasserbecken dient.
- Die prächtige barocke Madonna mit dem Jesuskind, ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammend, ist heute an einem Pfeiler der Kirche angebracht und ein Schmuckstück des Gotteshauses.
- Die beiden wertwollen Barockaltäre, die gemäss Kunstführer um etwa 1750 entstanden sind und Friedrich Josef Füeg als Meister haben, wurde bei der Neugestaltung der Kirche an die Rückwand versetzt.
Der nördliche Altar ist der Mutter Gottes geweiht und stellt als Hauptbild die Geburt Christi dar. Im Altar-Oberbild finden wir den hl. Isidor, wie er kniet und betet, während ein Engel mit dem Pferden pflügt. Die Statuen zeigen den hl. Josef und den hl. Nepomuk.
Im südlichen Altar zeigt das Hauptbild die Kreuzabnahme Christi. Im Altar-Oberbild begegnen wir dem hl. Wendelin mit dem Hirtenstab, um ihn herum ist eine Herde Kühe. Die Statuen zeigen den hl. Benedikt mit dem Abtstabe und den Missionar Franz-Xaver. Sowohl der hl. Isidor als auch der hl. Wendelin sind Patrone der Bauern. Die beiden Altäre sind Schmuckstücke unserer Kirche.


An der Mittelgäustrasse standp17 Fridolinskapelle neben der im bernisch-solothurnischen Urbar vom Jahre 1423 bereits erwähnten „Sagi“ und in nächster Nähe der „Taverne zum Ochsen“ aus dem Jahre 1614 während vier Jahrhunderten ein kleines Heiligtum, die Fridolins-Kapelle. Über Ihre Entstehung ist kein geschichtliches Dokument vorhanden, sie dürfte etwa 1526 erbaut worden sein. Die Kapelle wurde dem irischen Glaubensboten Sankt Fridolin geweiht, der zu Beginn des 6. Jahrhunderts gelebt hat und um 540 gestorben ist. Er war zu jener Zeit der grosse Wanderprediger, der den heidnischen Alemannen das Christentum vermittelte. Sankt Fridolin ist auch der Stadtheilige von Säckingen und der Landespatron von Glarus. Zum „Chäppeli“ in Kleinwangen soll sich eine beliebte Wallfahrt entwickelt haben. Gesund gewordene Kranke legten da ihre Krücken nieder, zahlreiche Votivbilder kündeten von Gebetserhörungen auf die Fürbitten von Sankt Fridolin. Die Kapelle in Kleinwangen besass auch einen Freskenzyklus, der das Leben des Heiligen darstellte. Leider wurden die Bilder in einer pietätlosen Zeit übertüncht. Dennoch wurde dort jeden Monat vom Pfarrer in Wangen eine heilige Messe zelebriert. Um die Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert befand sich die Kapelle in einem desolaten Zustand. Durch eine Sammlung im Dorf wurden die Mittel aufgebracht, um sie notdürftig zu restaurieren. Zwanzig Jahre später kam die Diskussion über Restauration, Verkauf oder Abbruch erneut zur Sprache. Der geringe Steuereingang und die damalige Verständnislosigkeit für solche Kunstdenkmäler dürften zum Verkauf und zur endgültigen Profanierung geführt haben. Laut Beschluss der Kirchgemeindeversammlung vom 13. März 1923 wurde die profanierte Kapelle dem Anstösser Walter Schumacher-von Büren zum Preise von Fr. 1'500.— verkauft. Nach Entfernung des Altars und des Glöckleins brach der neue Besitzer den Dachreiter ab, mauerte die Fensterbogen zu und verwendete der Raum fortan als Holzschuppen.
Später gab sich eine Gelegenheit, die Kapelle zurückzukaufen und wieder ihrer früheren Bestimmung zuzuführen, doch die Stimmberechtigten lehnten einen Rückkauf am 19. Januar 1958 an der Urne endgültig ab. Damit war das Schicksal der ehemaligen Kapelle besiegelt. Der Kaufpreis hätte nur Fr. 6'000.— betragen, dazu wären noch zirka Fr. 10'000.— Restaurierungskosten gekommen. Viele Geschichtsfreunde hatten sich damals für den Rückkauf eingesetzt. Doch die Mehrheit sah nur ein verlottertes „Chäppeli“, dem sie keine Zukunft gaben. Am 31. Dezember 1960 erwarb der Sägereibesitzer Josef Hunkeler das kleine Gebäude zu Eigentum. Als am 17. September 1971 eine Feuersbrunst die danebenstehende Sägerei zerstörte, wurde das ehemalige „Chäppeli“ in der Folge ebenfalls abgebrochen.

Wangen hat ein ehrwürdiges kleines Baudenkmal für immer verloren.


Gotthard Steinmann